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Süddeutsche Zeitung

Ausgabe vom 2. Juli 2002

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Absicherung gegen saisonale Umsatzeinbußen

 

Mit Derivaten den Wetterlaunen trotzen

Vom Golfclub bis zum Energieversorger/Optionen und Swaps auf Niederschlagsmengen, Sonnenstunden und Tagestemperaturen

Sieben von zehn Unternehmen sind mehr oder minder stark vom Wetter abhängig. Mit Wetterderivaten lässt sich dieses Risiko ausschalten oder zumindest verringern. Während sich diese Form der Absicherung in den USA bereits etabliert hat, bietet der europäische Markt noch viel Potenzial.

Von Michael Brückner

Manche Besitzer von Biergärten und Eisdielen schauen jedes Jahr gegen Ende Juni öfter mal zum Himmel. Ziehen sich dort am 27. Juni graue Wolken zusammen, trüben sich auch die Umsatzerwartungen für die aktuelle Sommersaison ein. Denn regnet es am Siebenschläfer-Tag, drohen nach einer weithin bekannten Bauernregel sieben feuchte Wochen.

Schlechte Aussichten für Biergarten-Gastronomen und Eis-Verkäufer. Doch nicht nur für sie. Auch den Hoteliers, Landwirten und Betreibern von Sportanlagen kann ein schlechter Sommer im wahrsten Sinne des Wortes das Geschäft verhageln. Umgekehrt erleiden Energieversorger in milden Wintermonaten Umsatzeinbußen. „Siebzig Prozent aller Unternehmen sind von den Launen des Wetters abhängig“, sagt Hans Esser, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens FinanzTrainer.com in Grevenbroich. Und er weiß, was dagegen zu tun ist: Mit Wetterderivaten könnten die betreffenden Betriebe gezielt vorbeugen und so „ihrer kaufmännischen Sorgfaltspflicht“ entsprechen. Das Wort von der „Wetter-Wette“ klingt in den Ohren von Hans Esser zu spekulativ. „Die wahren Spekulanten sind jene, die um die Wetterabhängigkeit ihres Geschäfts wissen und nichts dagegen unternehmen“, meint Esser, der sich seit 1998 mit dem Management von Wetterrisiken beschäftigt.

Was ein heißer Sommer zum Beispiel für Brauereien bedeuten kann, weiß das britische Meteorologische Institut: Danach hat ein Temperaturanstieg von drei Grad Celsius einen zusätzlichen täglichen Bierkonsum von zehn Prozent zur Folge. Bleibt es aber regnerisch und kühl, können die Brauer allzu hochgesteckte Umsatzerwartungen in den Wind schreiben.

Mit einem Wetterderivat sichern sich Unternehmen gegen derlei wirtschaftliche Unwägbarkeiten ab. Dies geschieht in der Regel durch ein Optionsgeschäft. Das Unternehmen sucht sich einen Partner, der bereit ist, das wirtschaftliche Risiko zu übernehmen und bei wetterbedingten Einbußen seines Kunden einen Ausgleich zu zahlen. Hierfür erhält der Risikoträger – meist Großbanken oder Versicherungen – eine Optionsprämie. Deren Höhe ist vom Umfang des Risikos abhängig. „Wer zum Beispiel für München eine Absicherung gegen eine durchschnittliche Temperatur im August von mehr als 35 Grad wünscht, zahlt sehr wenig, weil die Risiko-Wahrscheinlichkeit extrem gering ist. Eine Option mit der Basis 18 Grad wird hingegen kaum bezahlbar sein, weil die Durchschnittstemperatur deutlich darüber liegen dürfte,“ erklärt Hans Esser die stark variierende Höhe der Optionsprämien.

Der Preis für die wirtschaftliche Unabhängigkeit vom Wetter hängt also von der Basis ab, auf die sich die Option bezieht. Bei konventionellen Optionen sind dies Wertpapiere, Aktienindizes, Währungen oder Zinssätze. Den Wetteroptionen liegen hingegen  Durchschnittstemperaturen, Niederschlagsmengen oder Sonnenstunden zu Grunde. Je höher die Wahrscheinlichkeit, dass die abgesicherte Wettersituation eintritt, desto höher die Optionsprämie. Hinzu kommen die Kosten für die Beschaffung der Wetterdaten (Esser: „Meist ein paar hundert Euro“) und das Honorar für die Analyse des Wetterrisikos sowie die Vermittlung eines Risikoträgers.

Verläuft die Saison ganz nach dem Geschmack des mit einem Wetterderivat abgesicherten Unternehmens, verfällt zwar die Optionsprämie, dafür macht der Betrieb im Idealfall aber höhere Umsätze, so dass er den vergleichsweise geringen Verlust verschmerzen kann.

Die so genannte Swaps – die zweite Gruppe von Wetterderivaten – sind eher selten anzutreffen. In diesen Fällen übernehmen zwei Partner mit gegensätzlichen Risiken wechselseitig ihre Absicherung. Dies könnten zum Beispiel ein Reisebüro und ein Getränkegroßhandel sein. Während Reisebüros von einem verregneten Sommer meist profitieren, weil viele Sonnenhungrige kurzentschlossen in den Süden reisen, hofft der Getränkehändler aus naheliegenden Gründen auf einen heißen Sommer. Um sich gegenseitig abzusichern, übernimmt jeder das Risiko des anderen. Solche Beispiele seien freilich rein theoretisch, meint Hans Esser. Nach seiner Erfahrung kommen Wetter-Swaps fast ausschließlich über Händler zustande.

Obwohl einzelne Wetterderivate an den Terminbörsen in Chicago und London gehandelt werden, gibt es derzeit noch kein Massengeschäft. Die meisten dieser Derivate werden einzeln ausgehandelt. Die Suche nach einem Risikoträger erfolgt in der Regel über einen der in London ansässigen Wetterbroker. Als sich vor kurzem zum Beispiel der Golfclub Gut Apeldör im norddeutschen Hennstedt mit einem Derivat gegen schlechtes Golfwetter absichern ließ, übernahm die französische Großbank Société Generale das Regenrisiko. „Nun sind wir nicht mehr länger von den Launen des Wetters abhängig, sondern betreiben Risikomanagement“, freut sich Dieter Worms, einer der beiden Geschäftsführer des Golfclubs.

Ob Energieversorger oder Golfclub, Getränkehersteller oder Hotelier, Bauunternehmer oder Freizeitindustrie: Der Markt für Wetterderivat ist breit – und das Potenziale ist vor allem in Europa nicht einmal ansatzweise ausgeschöpft. Nach einer vor kurzem von Finanztrainer.com veröffentlichten Studie des Beratungsunternehmens PriceWaterhouseCoopers wurden zwischen April 2001 bis März 2002 in Europa fast 600 Kontrakte abgeschlossen. Das entspricht einem Zuwachs von 345 Prozent. Der Kontraktgegenwert hat sich auf rund 550 Millionen Dollar etwa verzehnfacht.

Bislang ist der Markt der Wetterderivate eine Domäne der institutionellen Investoren. Doch könnte sich dies schon bald ändern. Im vergangenen Jahr, weiß Hans Esser, habe bereits eine deutsche Großbank geplant, Wetterderivate an Privatanleger zu verkaufen. Ein Projekt, das allerdings nicht weiterverfolgt worden sei. Schade eigentlich, denn ein Wetterderivat könnte Stabilität ins Depot bringen, da es sich unabhängig vom Kapitalmarkt entwickelt. Anders ausgedrückt:  Auch an trüben Börsentagen kann die Sonne scheinen.

 

 

 

Aktualisierung: Don, 18.07.2002

 

 

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