Vollkasko-Schutz bringt wetterabhängigen
Unternehmen wie Eisdielen und Freibädern ganzjährig eine
volle Kasse
Düsseldorf – Regen und gähnende Leere auf dem Rasen. Golfclub-Besitzern
schlägt solch ein Anblick aufs Gemüt. Zumindest erging es
in der Vergangenheit dem Geschäftsführer des Klubs Apelör
so. Ein einziger Regentag riss da schon mal ein Loch in
vierstelliger Euro-Höhe in die Kasse. In diesem Sommer löst
ein Schauer keine Panik mehr aus: Der Golfklub hat sich
gegen wetterbedingte Verluste mit einem „Nice-Day-Index“
abgesichert. Ob zu viel oder zu wenig Regen, Sonne oder
Wind – Versicherungen gegen das Wetter sind im Kommen.
Hans Esser, Inhaber der Grevenbroicher Beratungsfirma FinanzTrainer.com,
hat das Geschäft zwischen dem Golfklub und der französischen
Bank Societé Générale eingefädelt: „Im Prinzip ist das eine
Vollkasko-Versicherung für das Wetter.“ An durchschnittlich
102 Tagen zwischen Mai und September ist beim Klub Apelör
„Golfwetter“: kein Regen und damit ideale Bedingungen zum
Putten. Das hat eine Auswertung der Wetterdaten der letzten
30 Jahre ergeben. Für die Regentage bekommen die Platzbetreiber
eine Ausgleichszahlung.
Regen und Kälte sind Gift fürs Geschäft in Eisdielen, auf
Golfplätzen oder in Freibädern. Schlechtwetterperioden lassen
die Umsätze in diesen Branchen oft dramatisch einbrechen.
Seit fünf Jahren gibt es ein Mittel gegen die wirtschaftlichen
Folgen von Petrus’ Launen: Mit Wetterderivaten können sich
Firmen dagegen absichern. Nach einer Studie der Unternehmensberatung
PricewaterhouseCoopers sind von April 2001 bis März 2002
in Europa fast 600 solcher Verträge abgeschlossen worden.
Der Handel mit Wetterderivaten gilt als Wachstumsmarkt.
Der Studie nach ist die Zahl der weltweit abgeschlossenen
Wetter-Versicherungen gegenüber dem Vorjahr um 43 Prozent
auf fast 4000 Verträge gestiegen. In Deutschland steckt
das Geschäft noch in den Kinderschuhen: Die Zahl der Verträge
liegt noch im zweistelligen Bereich.
„Wetterrisikomanagement lässt sich auf viele Branchen übertragen“,
sagt Esser. Ob Freizeitmöbelhersteller oder Energieunternehmen:
Etwa 70 Prozent aller Firmen seien mehr oder minder stark
vom Wetter abhängig. Die Derivate werden in der Regel als
Optionsgeschäfte gehandelt. Versicherer wie Banken, Rückversicherungen
oder Energieversorger übernehmen für eine individuell berechnete
Prämie das wetterbedingte Verlustrisiko. Seltener sind die
so genannten Swaps, bei der sich zwei Unternehmen mit gegensätzlichem
Risiko absichern. So profitiert beispielsweise ein Reisebüro
von der erhöhten Nachfrage bei verregneten Sommern, während
in Eisdielen in heißen Sommern das Geschäft brummt.
Anja Schmid/dpa
.
|